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19.04.2022

20 Jahre Schmerzerziehung - was können wir aus der Literatur lernen?

Gerti Bucher-Dollenz

Warum ist Schmerzerziehung wichtig?

Schmerzerziehung ist ein biopsychosozialer Ansatz, der darauf abzielt, den Bedrohungswert von Schmerzen zu verringern, indem Schmerzen neu konzeptualisiert werden und das Wissen der Patienten über Schmerzen verbessert wird. Im Großen und Ganzen lässt sich die Schmerzerziehung in zwei Komponenten unterteilen: schmerzwissenschaftliche Aufklärung und Aufklärung über Schmerzmanagement. Schmerzerziehung kann Hoffnung geben und zwei wichtige Fragen der Patienten beantworten: "Warum habe ich Schmerzen?" und "Was kann ich gegen meine Schmerzen tun?".

Schmerzerziehung in der Literatur

Die Schmerzerziehung, auch bekannt als "Schmerz erklären" (Butler und Moseley 2003, Moseley und Butler 2017) und "pain neuroscience education" (PNE) (Nijs et al. 2011, Louw et al. 2011), wird seit 20 Jahren untersucht. Die Forschung zur Bewertung und die Diskussionen über die Schmerzerziehung haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Eingabe des Suchbegriffs "pain neuroscience education" in PubMed führt zu 9 Forschungsartikeln, die im Jahr 2002 veröffentlicht wurden, und zu 444 Artikeln im Jahr 2021. Dieser starke Anstieg an Artikeln zum Thema Schmerzerziehung zeigt das große Interesse an diesem Thema.

Integration der Schmerzerziehung in die klinische Praxis

Die Schmerzerziehung ist in der Gesundheitsversorgung gut etabliert, aber viele Fragen bleiben unbeantwortet. In den Leitlinien für chronische muskuloskelettale Schmerzzustände (MSK) wird die Schmerzerziehung als wichtige Behandlungsmethode erwähnt, aber ihre Anwendung in der Praxis hinkt oft noch hinterher (Lin et al. 2020). Die Überzeugungen der Patienten in Bezug auf ihre Schmerzen zu ändern, erfordert die Bereitschaft der Patienten, konsistente Botschaften, wiederkehrende Interaktionen und Coaching, um eine nachhaltige Veränderung zu erreichen. Die Schmerzerziehung ist wichtig für die klinische Umsetzung des biopsychosozialen Behandlungsansatzes und bildet die Grundlage des interdisziplinären Schmerzmanagements (Beetsma et al. 2021, Eneber-Boldon et al. 2020).

Studien zur Schmerzerziehung

Ursprünglich wurde die Schmerzerziehung hauptsächlich als einzelne Behandlungsmethode für Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen untersucht (Moseley 2002). Im Laufe der Jahre haben die klinische Erfahrung und die Studienergebnisse gezeigt, dass die Schmerzerziehung nicht isoliert eingesetzt werden kann. Heute wird die Schmerzerziehung überwiegend in Kombination mit anderen Behandlungsmodalitäten für verschiedene Schmerzzustände und Bevölkerungsgruppen untersucht, darunter postoperative Schmerzen, akute und chronische Schmerzzustände, verschiedene Altersgruppen und sozioökonomische Bedingungen (Andias et al. 2018, Orhan et al. 2019, Saracoglu et al 2020, Traeger et al. 2019). Qualitative Studien, die die Ansichten und Bedürfnisse der Patienten in Bezug auf die Schmerzerziehung untersuchen, haben zusätzliche wertvolle Informationen geliefert (Leake et al. 2019)

Was haben wir aus der vorhandenen Literatur gelernt?

  1. Schmerzerziehung ist am wirksamsten, wenn sie mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert wird
  2. Die Schmerzerziehung sollte auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten sein
  3. Der Patient sollte in der Lage sein, seine Schmerzen zu verstehen
  4. Gründliche Beurteilung, gute Kommunikationsfähigkeiten und ein therapeutisches Bündnis sind die Grundlagen
  5. Schmerzerziehung erfordert aktives Engagement des Patienten

(Jones et al. 2020, King et al 2018, Nijs et al. 2020, Robins et al. 2016, Eneberg-Boldon et al. 2020)

Wie sollten wir patientenorientierte Bedürfnisse umsetzen?

Quantitative Studien zur Bewertung der Patientenperspektive können Aufschluss darüber geben, wie die Schmerzerziehung auf den Patienten zugeschnitten werden kann. Tompson et al. (2022) führten eine qualitative systematische Überprüfung durch und entwickelten ein Modell zur besseren Anpassung der Schmerzerziehung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten (Abb. 1).

Abb. 1 Ein patientenzentrierter Ansatz zur Schmerzerziehung (Thomson et al. 2022).

Darüber hinaus haben Thompson et al. (2022) die folgenden wichtigen Überlegungen für eine individualisierte Schmerzerziehung hervorgehoben:

  1. Der Schwerpunkt der Schmerzerziehung sollte auf den Auswirkungen von Schmerzen liegen
  2. Den Geschichten der Patienten zuhören und glauben
  3. Angehörige der Gesundheitsberufe sollten über ihre eigene Einstellung zu Schmerzen nachdenken und darüber, wie sich dies auf ihre klinische Praxis auswirken könnte

Botschaft zum Mitnehmen

Die Schmerzerziehung ist Teil der täglichen evidenzbasierten klinischen Praxis. Die kritische Auseinandersetzung mit unseren eigenen Schmerzkonzepten und den Werten unserer Patienten hilft uns, uns weiterzuentwickeln. Es ist notwendig, in der modernen Schmerzerziehung auf dem Laufenden zu bleiben.

Bleiben Sie dran und lernen Sie weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Gerti Bucher-Dollenz

IMTA Senior Teacher

Literatur

Andias R., Neto M. und Siva A.G. (2018) The effects of pain neuroscience education and exercise on pain, muscle endurance, catastrophizing and anxiety in adolescents with chronic idiopathic neck pain: a school-based pilot, randomized and controlled study. Physiother Theory Pract 34(9):682-691. https:// doi.org/10.1080/09593985.2018.1423590

Beetsma A.J., Reezingt R.R. und Reneman M.F. (2021) Knowledge and attitudes towards musculoskeletal pain neuroscience of manual therapy postgraduate students in the Netherlands. Muskuloskelettale Wissenschaft und Praxis 52:102350. https://doi.org/10.1016/j.msksp.2021.102350

Eneberg-Boldon K., Schaack B. und Joyce K. (2020) Pain neuroscience education as the foundation of interdisciplinary pain treatment. Phys Med Rehabil Clin N Am. 31 (4): 541-551.https://doi.org/10.1016/j.pmr.2020.07.004

Jones C.K., Tocco E.C., Mashall A.N., Valovic McLeod T.C. und Welch Bacon C.E. (2020) Pain education with therapeutic exercise in chronic nonspecific low back pain rehabilitation: a critically appraised topic. J Sport Rehabil 29(8):1204-1209. https://doi.org/10.1123/jsr.2019-0345

King R., Robinson V., Elliott-Button H.L., Watson J.A., Ryan C.G., Martin D.J. (2018) Pain reconceptualization after pain neurophysiology education in adults with Chronic Low Back Pain: A qualitative study. Pain Res Manag Sept 12. https://doi.org/10.1155/2018/3745651

Leake H.B., Moseley G.L., Stanton T.R., O'Hagan E.T. und Heathcote L.C. (2021) Was schätzen Patienten, wenn sie etwas über Schmerzen lernen? Eine Mixed-Methods-Umfrage zur Relevanz von Zielkonzepten nach einer schmerzwissenschaftlichen Ausbildung. Pain 162(10): 2558-2568. https://doi.org/10.1097/j.pain.0000000000002244

Lin I, Wiles L, Waller R, Goucke R, Nagree Y, Gibberd M, Straker L, Maher C, O'Sulliva P. (2020) What does best practice care for musculoskeletal pain look like? Elf konsistente Empfehlungen aus hochwertigen klinischen Praxisleitlinien: systematische Überprüfung. Br J Sports Med.54:79-86. https://doi.org/10.1136/bjsports-2018-099878

Louw A, Diener I, Butler DS, Puentedura EJ. (2011) The effect of neuroscience education on pain, disability, anxiety, and stress in chronic musculoskeletal pain. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation 92(12):2041-56. https://doi.org/10.1016/j.apmr.2011.07.198

Louw A., Zimney K., Puentedura E.J. und Diener I. (2016) The efficacy of pain neuroscience education on musculoskeletal pain: A systematic review of the literature. Physiother Theory Pract 32(5): 332-355. https://doi.org/10.1080/09593985.2016.1194646

Louw A, Farrell K, Landers M, Barclay M, Goodman E, Gillund J, McCaffrey S. und Timmerman L. (2017) Die Wirkung von manueller Therapie und Neuroplastizitätstraining bei chronischen Kreuzschmerzen: eine randomisierte klinische Studie. J Man Manip Ther 25 (5):227-234.https://doi.org/10.1080/10669817.2016.1231860

Malfliet A., Kregel J., Coppieters I., De pauw R., Meeus M., Roussel N., Cagnie B., Danneels L. und Nijs J. (2018) Effect of pain neuroscience education combined with cognition-targeted motor control training on chronic spinal pain: a randomized clinical trial. JAMA Neurol. 75 (7): 808-817. https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2018.0492

Moseley, G. L. (2002) "Kombinierte Physiotherapie und Schulung ist wirksam bei chronischen Kreuzschmerzen. A randomised controlled trial." Australian Journal of Physiotherapy, 48, 297-302.
https://doi.org/10.1016/s0004-9514(14)60169-0

Moseley G.L., Butler D.S.: Explain Pain. NOI Group; Adelaide, Australien: 2003.

Moseley G.L., Butler D.S. (2015) Fifteen Years of Explaining Pain: The Past, Present, and Future. J. Pain 16:807-813. https://doi.org/10.1016/j.jpain.2015.05.005

Moseley G.L., Butler D.S. Explain Pain Supercharged. NOI Group; Adelaide, Australien: 2017.

Nijs, J., van Wilgen, C.P., Van Oosterwijck, J., van Ittersum, M. und Meeus, M. (2011). Wie erklärt man Patienten mit "unerklärlichen" chronischen muskuloskelettalen Schmerzen die zentrale Sensibilisierung: Praxisleitfaden. Man Ther 16(5): 413-418. https:// doi.org/10.1016/j.math.2011.04.005.

Nijs J., Wijma A.J., Willaert W., Huysmans E., Mintken P., Smeets R., Goossens M., van Wilgen P., Van Bogaert W., Louw A., Cleland J. und Donaldson M. (2020) Integrating motivational interviewing in pain neuroscience education for people with chronic pain: a practical guide for clinicians. Phys Ther 1000(5):846-859. https://doi.org/10.1093/ptj/pzaa021

Orhan C., Lenoir D., Favoreel A., Van Looveren E., Kabak V.Y., Mukhtar N.B., Cagnie B. und Meeus M. (2019) Culture-sensitive and standard pain neuroscience education improves pain, disability, and pain cognitions in first-generation Turkish migrants with chronic low back pain: a pilot randomized controlled trial. Physiother Theory Pract 37 (5): 633-645.  https://doi.org/10.1080/09593985.2019.1639231

Robins H., Perron V., Heathcote L.C., and Simons L.E. (2016) Pain neuroscience education: state of the art and application in paediatrics. Kinder (Basel) 3 (4):43. https://doi.org/10.3390/children3040043

Thompson K., Johnson M.I., Milligan J. und Briggs M. (2022) Rethinking pain education from the perspectives of people experiencing pain: a meta-ethnography to inform physiotherapy training. BJM Open 12:e046363.  https://doi.org/10.1136/bmjopen-2020-046363

Traeger A.C., Lee H., Hübscher M., Skinner I.W., Moseley G.L., Nicholas M.K., Henschke N., Refshauge K.M., Blyth F.M., Main C.J., Hush J.M., Lo S. and McAuley J.H. (2019) Effect of intensive pain education vs placebo patient education on outcomes in patients with acute low back pain: a randomized clinical trial. JAMA Neurol 76(2): 161-169. https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2018.3376

Wood L, Hendrick P.A. (2019) Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse der schmerzneurowissenschaftlichen Ausbildung bei chronischen Kreuzschmerzen: Kurz- und langfristige Ergebnisse in Bezug auf Schmerzen und Behinderung. Eur J Pain (Vereinigtes Königreich) 23(2):234-49. https://doi.org/10.1002/ejp.1314

 

 

 

 

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